Ich fahr Rad

Martin tut was für die Kondi… analoges radeln

Also zunächst muss ich festhalten, dass es eine spannende und auch schöne Tour war. Diese analoge Tour mit Martin. Analog? Naja – halt so mit Karte und so Sätzen wie „…ich denk da lang müsste…“ oder „…wir könnten aber noch den dritten Weg probieren…“

Und ich muss zugeben: ich war es, der den dritten Weg nicht mehr probieren wollte, weil mein digitaler Begleiter schon zweimal recht hatte, als die analoge Struktur (Martin – Karte – Bauchgefühl) ihn vorschlug… Was vermutlich schade war, weil der es gewesen wäre. Wie der letzte Schlüssel am Bund, wenn man irgendwo rein will. Aber das Fazit zu analogem versus digitalen Radeln ist klar: irgendwann erwischt es einen immer… Der Hammer kommt garantiert – und in beiden Fällen überraschend…

Mit dem GPS auf Tour (1 von 1)Eigentlich beginnt die Geschichte an unserem ersten Tag. Beim einrollen. Da hatte ich einen Track von den von mir sehr geschätzten Kollegen von GPSies heruntergeladen. So einen Rundkurs. Nun ist mein Begleiter Martin ja auch ein digitaler Mensch und darum fand er das auch erstmal ganz gut. Zumal er an dem Tag eh anfangs ein wenig mit dem Rücken zu kämpfen hatte und darum keine Lust auf „Tour suchen“ hatte, sondern eher dem „einfach nachfahren“ sehr zugeneigt schien. In dem Fall hieß „nachfahren“ einem Track auf einem Garmin 60csx zu folgen und eine Runde von ca. 60 Kilometern zu machen… Einrollen halt…

Am nachmittag: Aber nicht dass der uns da rein führt…

Schon am nachmittag aber – dem Rücken ging es besser – änderte sich die Einstellung. Nicht zuletzt weil uns die Route bis zu diesem Zeitpunkt zwar durchaus durch schöne Kanten geführt hatte – teilweise richtiggehend romantisch – sonder blöderweise auch ein ganze Stück an einer vielbefahrenen Straße entlang. Das war nicht schön…

Große Strasse boese Strasse (1 von 1)Auch wenn es auf dem Bild harmlos wirkt – es war wirklich viel Verkehr (wenn gerade die Autos um uns rumrauschten traute ich mich nicht zu fotografieren…) und der Randstreifen war nicht nur schmal und hatte alle paar Meter diese Reflektoren die aus dem Boden ragen – er war auch mit einer hohen Kante zur Seite versehen. Da runterrutschen hieß: auf die Fresse legen. Ja – der Martin hatte recht. Das war kein schönes Stück. Auch wenn vorher alles super war – ein bißchen beleidigt auf den „Vorfahrer“ waren wir schon… „Wie kann der nur hier…?“ Und so kam es, dass Martin (der dennoch weiter bereit was dem Track zu folgen, der dann auch wieder durch schöne Landschaften und schmale Straßen führte) als wir kurz vor Manacor am Kreisverkehr standen, nach einem kurzen abschätzenden Blick auf die Karte des Garmin seine Karte rausholte. Die analoge. „Nicht dass der uns da durch führt. In Manacor ist fahren wirklich ätzend…“

Der Kenner ahnt die Umgehung – das GPS kennt sie…

Analoges Planen - Martin mit Karte (1 von 1)Mit der Karte in der Hand wurde dann zumindest überprüft ob das GPS (bzw. der Vorfahrer) da auch keinen Mist gemacht haben… Weil in Manacor fahren. Also ne – das macht der Martin nicht… Versteh ich auch…  Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Und die Erfahrung auf der großen Straße war wirklich nicht so toll. Wenn auch nur einige Kilometer. Das GPS kannte aber die Umgehung, die fuhren wir auch und hatten so Manacor und den tosenden Verkehr dort erfolgreich vermieden. Alles super. Dennoch: die Skepsis in Martins Blick sagte mir. Vielleicht sollte er doch besser sagen, wo es lang geht. Erfahrung und so weiter. Also beschloss ich: am nächsten Tag wird analog geradelt… Machten wir dann auch. Und kamen mitten rein – nach Manacor. Aber auch auf wunderbare kleine Straßen…

Die analoge Tour – ein Erlebnis mit Überraschungen

Kleine Strasse - gluecklicher Martin (1 von 1)Die analoge Tour begannt mit einer Idee des Zieles (Petra) und des Weges (kleine Straßen). Und natürlich einer Karte auf Papier – die allerdings rund fünf Jahre alt war. Aber bewährt… Und so war es auch. Am Anfang. Kleine Straßen, glücklicher Martin. Zufriedener Christian.

Aber dann kam ein „Probieren wir mal den Abzweig…“ Mein digitales Gerät (eigentlich ohne Funktion, aber halt mit dabei) sagte: diese Straße endet da unten. Wobei da unten wörtlich zu nehmen war. Nach der Abfahrt (ca. 100 Höhenmeter) war bei mir kein weiterkommen eingezeichnet. Bei Martin irgendwie schon. Und so fuhren wir hinab. Um dann an eine Stelle zu kommen, wo es – nicht weiterging… Also: wirklich nicht. Egal was da in der Karte zu sehen war und was man daraus interpretierte.

Ende Strecke (1 von 1)

Mit Tourenrad oder MTB – vielleicht. Also: der Garmin sagte: da ist nix mehr. Die Karte sagte: da könnte was sein. Und wir? Wir drehten um. Denn für Rennrad war da gar nix. Zurück wieder nach oben. Dabei Martin sinnierend: „Vermutlich haben wir die Abzweigung zu spät genommen. Da oben war doch noch so ein Weg…“ Wir also wieder nach oben. Ungefähr 2/3 der Strecke des runterfahrens. Der Garmin sagte – na, man kann es sich denken: der Weg endet hier. Das tat er dann auch… Martin: „Vielleicht sind wir jetzt zu weit hoch. Da dazwischen war ja auch ein Weg – vielleicht geht der weiter…“ Tja – und nun hatte mich ein wenig die Zuversicht verlassen. Runter – rauf – runter – nur um dann vermutlich wieder alles bergauf zu müssen? Denn schließlich sagte der Garmin: auch an dieser dritten Stelle – die Strecke endet hier. Und Martin ließ sich vom Mitleid einfangen – wir fuhren zurück auf die große Straße und von dort dann in Richtung Petra. Wobei wir an einer Stelle vorbeikamen, die so aussah als würde sie genau diese Strecke sein, die Martin gefahren wäre, wenn ich beim dritten Mal auch noch ja gesagt hätte. Seufz… Hätte ich nur auf Martin und nicht auf das Garmin gehört…

Und Manacor? Naja – wir waren mitten drin…

Rad tragen statt Rad fahren (1 von 1)Und dann kam am Ende auch noch Manacor. Wir dachten anhand der Papierkarte wir wären an einer Stelle. Aber irgendwie täuschten wir uns. (Das Garmin fragten wir schon gar nicht mehr! Dieses Abenteurer-Verweigerungsding…) Und täuschten uns. So fuhren wir wohl etwas versetzt zur gedachten Route, hoben unsere Räder über Leitplanken damit wir nicht auf die Autobahn kamen – und landeten mitten in Manacor. Da wo wir nun keinesfalls… Aber egal. Wir standen im Stau, suchten den Weg und kamen irgendwann auch wieder raus.Manacor fuer Radler (1 von 1)

Aber wenn ich beide Touren vergleicht? Sie waren beide zu 70 bis 80 Prozent wunderbare Touren durch sonnedurchflutete Landschaften. Und bei beiden erwischten uns Verkehr- oder Streckengegebenheiten, die wir nicht gesucht hatten. Aber die einfach dazu gehören. Anders gesagt: man kann analog radeln. Man kann digital radeln. Es ist eigentlich egal. Überraschungen gibt es so oder so. Aber was wäre ein Radtag ohne sie?

Radeln auf der Autobahn (1 von 1)

Es gibt solche und solche: manche radeln auch gerne auf der Autobahn. Martin und ich (rechts) nicht!

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.